„Anne Boleyn“, eine packende, historische Mini-Serie in drei Teilen, startet nun exklusiv in Österreich – im Originalton mit deutschen Untertiteln – ab 11. Juni im CANAL+ Streaming Service bei HD Austria und am 11. Juni um 20:15 Uhr auf CANAL+ FIRST.
Anne Boleyn wird in der Geschichtsschreibung nicht mit Ruhm bekleckert: Denn sie soll dereinst König Henry VIII. verführt und verhext haben, damit er sie zur Frau nimmt, nur um hernach mit seinem besten Freund zu schlafen. Ein Umstand, der ihr den Tod brachte: Man ließ sie deshalb hinrichten.
Der Schönheitsfehler bei dieser Geschichte ist, dass Anne Boleyns Sicht der Dinge freilich keinen Eingang in die Geschichtsbücher fand; hierin besteht nun die Herausforderung der neuen Miniserie, ihre Geschichte aus einem bis dato unbekannten Blickwinkel neu zu erzählen. Es ist eine feministische Perspektive auf Anne Boleyn (Jodie Turner-Smith, bekannt aus „Tom Clancy’s Gnadenlos“, „After Yang“), die hier vorgelegt wird. Denn Anne Boleyn war ihrer Zeit um Lichtjahre voraus, sie litt unter dem Patriarchat, das sie zeitlebens umgab und ihr Bestreben, die Frauen besser zu stellen, blieb ungehört.
Boleyn war das Objekt der Begierde von Henry VIII., der sogar mit der katholischen Kirche brach, um sie als zweite Frau ehelichen zu können – was wiederum die englische Reformation überhaupt erst ermöglichte. Allein aus diesem Aspekt ist Boleyn eine historisch überaus gewichtige Figur.
Als Anne Königin ist, landet sie relativ rasch auf dem Schafott. Und das, weil sie sich nichts sagen lassen wollte – sie sah sich ihrem Mann als ebenbürtig an, wollte als Königin auf Augenhöhe mit dem König leben. Sie wollte England dahin bringen, dass einmal auch eine Frau als Regentin herrschen dürfe. Das missfiel Henry und dem gesamten Hofstaat. Es kostet ihr viel Mut, ihren Weg weiterzugehen. Am Hof herrscht Eifersucht und Eitelkeit, für eine ehrgeizige Frau mit Aufstiegsplänen ist hier kein Platz. Aber Anne lässt sich nicht beirren, spielt auch mit ihrer Sexualität, wenn es sein muss. Letztlich leidet sie unter all den Bürden, die Frauen auch heute oftmals tragen müssen: Sie will eine tugendhafte Frau, eine politische Führerin und eine hingebungsvolle Mutter sein – verkörpert in verführerischer Figur. Dazu braucht es Ehrgeiz und großen Intellekt. Doch ist das genug in einem Land, in dem Frauen praktisch nichts zu sagen haben, weil die Männer es sich untereinander richten? Wenn jemand wie Anne Boleyn zu einer echten Gefahr wird, dann ist bald jedes Mittel recht, um diese Frau endgültig zu stoppen.
Mit viel Spannung und ausgezeichneter Besetzung zeigt „Anne Boleyn“, die dreiteilige Miniserie, wie komplex und vielschichtig Geschichte sein kann, obwohl man oftmals nur die Sicht der Sieger in den Geschichtsbüchern findet. Dahinter ist immer auch noch eine zweite Geschichte verborgen.