Der südafrikanische Läufer ohne Beine und der Mord an seiner Freundin: Die vierteilige Doku-Serie „Oscar Pistorius“ rollt diesen brisanten Fall neu auf.
Die meisten Sportler sind für ihre Fans schillernde Helden, die durch ihre Leistung überzeugen und andere dazu anspornen, selbst Sport zu treiben. Bei Oscar Pistorius ist die Situation eine völlig andere: Er ist für einen der schockierendsten Momente der Sportgeschichte in die Annalen eingegangen.
Zuerst schien alles in seinem Leben doch noch zu klappen: Der Mann gewann Läufe in Serie, obwohl er keine Beine hat - seine Unterschenkel von Geburt an fehlgebildet, im Alter von elf Jahren wurden sie ihm amputiert. Dass er dennoch zu einem Spitzensportler wurde, liegt an seinem eisernen Willen und den Laufprothesen, die ihn weltberühmt machten. Doch der Südafrikaner hat nicht nur Millionen Menschen inspiriert, sondern auch vor den Kopf gestoßen, sie entsetzt und empört. Denn nach den tödlichen Schüssen auf seine Freundin Reeva Steenkamp in den frühen Morgenstunden des 14. Februar 2013 in Pistorius’ Haus in Pretoria, Südafrika, war nichts mehr so wie vorher. Das ist die Ausgangssituation der vierteiligen Serie „Oscar Pistorius“ von Regisseur Dan Gordon. Darin geht es um Pistorius, seine Karriere und den Zirkus, der sich um die Tragödie herum entwickelte. Vom Superstar zum Angeklagten in einem Mordfall - die Weltöffentlichkeit konnte es zuerst gar nicht glauben.
Aufstieg und Fall eines Ausnahmeathleten
Mit Interviews mit mehr als einem Dutzend Persönlichkeiten, die der Geschichte am nächsten stehen, erzählt die Serie bis ins kleinste Detail Pistorius’ Geschichte nach. Während sich die Faktenlage rund um die Erschießung entfaltet, blickt die Geschichte zurück zu den Anfängen im Leben des zukünftigen Paralympics-Stars und zeichnet seinen unwahrscheinlichen Aufstieg von einem Burschen ohne Beine hin zu einem Sportphänomen bei den Paralympics 2004 in Athen nach. Rekorde und Konventionen brechend, machte sich „The Blade Runner“, wie er bald genannt wurde, dann auf, bei den Olympischen Spielen gegen nicht behinderte Athleten anzutreten, ein Kampf gegen internationale Leichtathletik-Offizielle, der jahrelang andauern sollte, bis Pistorius sich schließlich durchsetzte, und 2012 an den Olympischen Spielen in London teilnahm.
Nur ein Jahr später findet er sich in einem Gerichtsaal wieder - angeklagt wegen Mordes an seiner Freundin, die er nach einem Streit getötet haben soll. Pistorius’ Version der Vorfälle war ganz anders, da er behauptete, es habe keinen Streit gegeben, und er habe Steenkamp für einen Eindringling gehalten und viermal mit seiner Waffe durch eine verschlossene Badezimmertür geschossen. Die Boulevard-Medien hatten ein gefundenes Fressen, ein Jahr später folgte der Prozess. Jede Wendung des Falls fesselte die Welt, der Prozess dauerte sechs Monate und erreichte seinen Höhepunkt in den fünf emotionalen Tagen der Zeugenaussage von Pistorius. Richter Thokozile Masipa sprach ihn des schuldhaften Totschlags für schuldig und verurteilte ihn zu fünf Jahren Gefängnis – eine Entscheidung, die angefochten wurde, Pistorius aber kein Glück brachte: Denn bei der Wiederaufnahme des Falles wurde die Anklage in Mord umgewandelt, was seine Haftstrafe schließlich auf 15 Jahre hinter Gittern erhöhte.
Die Serie rollt diese Geschichte nun auf, packend inszeniert und hochspannend bis zum Schluss.
Auf CANAL+ FIRST startet „Oscar Pistorius“ am 8.4. um 20:15 (danach immer freitags eine neue Folge). Zum Start gibt es bereits die komplette Staffel im CANAL+ Streaming Service bei HD Austria.