Die beiden Schauspieler haben viel gemeinsam - doch ihre Karrieren entwickelten sich gänzlich unterschiedlich
Hugh Grant und Colin Firth haben einiges gemeinsam: Sie werden heuer nicht nur beide 60 (Hugh am 9., Colin am 10. September), sondern sind auch zwei Aushängeschilder des britischen Kinos und haben (auch gemeinsam) große Erfolge gefeiert. Dabei haben sich ihre Karrieren ganz unterschiedlich entwickelt, und bringen - im Alter - nun auch unterschiedliche Herausforderungen mit sich.
Gemeinsam standen sie etwa in „Schokolade zum Frühstück“ vor der Kamera, und damals musste sich Bridget Jones zwischen ihnen entscheiden. Grant war seit den 1990er Jahren der unangefochtene Frauenschwarm im britischen Kino. Firth hatte mit seiner Rollenwahl ganz andere Prioritäten.
„Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ setzte Hugh Grant 1994 auf die Landkarte. Dort etablierte er auch seinen unwiderstehlichen, charmanten, leicht nervösen und schüchternen Blick, den er seither in jedem seiner Filme aufgesetzt hat (auch andere große Schauspieler haben oft nur ein, zwei Blicke gebraucht, um sich selbst zum Markenzeichen zu machen).
Aber Grant steckte bald fest in seinem Teddybär-Junggesellen-Dilemma: Viele seiner Filme zeigten ihn als den immergleichen sehnsüchtig suchenden Junggesellen, nur ist dieser ab einem gewissen Alter unglaubwürdig. Erfolgreich liefen Filme wie „Nine Months“, (1995), „Bridget Jones“ (2001) oder „About a Boy“ (2002). Doch schon damals war sein öffentliches Image auch angeschlagen, vor allem, als man ihn 1995 wegen „Sex in der Öffentlichkeit“ verurteilte. Immerhin: Seine damalige Freundin Liz Hurley hielt zu ihm.
Doch Grants Karriere nahm wieder Fahrt auf, als er 1999 an der Seite von Julia Roberts in „Notting Hill" gefiel. Und „Ein Chef zum Verlieben“ (2003) sowie „Tatsächlich Liebe“ (2003) gelten als erfolgreichste romantische Komödien. Der Erfolg bedeutete allerdings auch, dass Grant ein für alle Mal auf diese Art von Filmen abonniert war. Einen Actionfilm, den er immer gern gedreht hätte, hätte niemand mit ihm in der Hauptrolle sehen wollen. Nur in „Extrem - mit allen Mitteln“ konnte er einmalig die Genre-Pfade in Richtung Thriller verlassen - mit finanziell bescheidenem Erfolg.
Jetzt, mit 60, sieht Hugh Grant, dass die Genrewahl durchaus vielfältiger hätte ausfallen können. Denn ein 60jähriger Junggeselle, das kauft man Hugh Grant einfach nicht mehr ab.
Leichter mit dem Alter hat es da Colin Firth. Der war zwar auch ein Sexsymbol, aber nie festgelegt auf einen Rollentypus. Seinen ersten großen Auftritt hatte er 1995 als Mister Darcy in der sechsteiligen BBC-Verfilmung von Jane Austens „Stolz und Vorurteil“. Firth repräsentierte immer sehr das Britische, das Vornehme, und so kam es, dass er unter diesen Aspekten zum Star wurde. Etwa als „Lord Wessex“ in „Shakespeare in Love“ (1998) oder im Liebesdrama „Der englische Patient“ (1996).
Aber auch für Colin Firth war „Bridget Jones“ ein Popularitäts-Durchbruch: Millionen Kinobesucher verfolgten damals, wie er als Mark Darcy – von der Buchautorin übrigens nach Colin Firths Darstellung in der erwähnten „Stolz und Vorurteil“ Serie benannt - in seinem Elch-Pulli Hugh Grants Figur Daniel Cleaver ins Out manövrierte.
Doch Firth blieb seiner Lust an unterschiedlichen Genres treu: In „Das Mädchen mit dem Perlohrring“ (2003) spielte er den holländischen Maler Vermeer, dann wechselte er mit „Mamma Mia“ zurück ins Komödienfach, erntete viel Kritikerlob in Tom Fords Homosexuellendrama „A Single Man“ (2009), ehe er mit „The King’s Speech“ 2011 den Höhepunkt seiner Karriere erreichte - für sein Porträt des stotternden britischen Königs George VI. gab es am Ende den Oscar als bester Hauptdarsteller. Ein Preis, auf den Hugh Grant noch wartet.
Dafür ist Grant der Quotenmagnet: Seine Filme spielten zusammen mehr als 2,5 Milliarden Dollar ein. Ziemlich viel Geld für einen, der nun als alter, grauhaariger Mann und Junggeselle daheim sitzt. Immerhin: In „Paddington 2“ (2017) fuhr Grant einen schönen Erfolg ein und die Actionkomödie „The Gentlemen“ (2019) zeigt ihn wieder mal beim sanften Genrewechsel.
Sein Ausflug ins TV-Fach im Jahr 2018 brachte Grant außerdem Nominierungen für den Golden Globe, den Emmy und den BAFTA als besten Hauptdarsteller ein. ‚A Very English Scandal‘ ist am 6. September um 20.15 am SONY Channel zu sehen.
Die Kinowelt will beide Stars nicht missen, und vielleicht würde es die Karrieren von Hugh Grant und Colin Firth einmal mehr beflügeln, wenn sie wieder einmal zusammenarbeiteten: Very British sind sie ja beide, und das wäre doch eine gute Basis für ein komödiantisches Duo.