Kenneth Branagh, Tausendsassa des Theaters und des Kinos, hat noch viel vor.
Kenneth Branagh ist eines dieser selten gewordenen Chamäleons der Filmbranche, die es verstanden, auf der einen Seite als Darsteller zu großer Beliebtheit zu kommen, auf der anderen Seite aber auch hinter der Kamera zu reüssieren - und dort besonders kreatives Gespür für Film und Dramaturgie entwickelt zu haben. Immerhin gilt Branagh nicht nur als hervorragender Schauspieler, sondern auch als nicht minder begabter Regisseur.
Jetzt ist Branagh 60. Der Brite, der Shakespeare liebt, hat in seinem künstlerischen Leben viele herausragende Filme gemacht - Stoffe von Shakespeare waren natürlich auch dabei. Und sie wurden auch zu den Stoffen, die ihn weltbekannt gemacht haben.
Am 10. Dezember 1960 wurde Branagh in Belfast geboren. Er war neun Jahre alt, als seine Familie wegen des Nordirland-Konflikts ins englische Reading zog. Bei Schulaufführungen entdeckte er seine Bestimmung: Das Schauspielen!
Schon mit 20 - als Schüler an der Royal Academy of Dramatic Art (RADA) - durfte er beim Besuch von Königin Elizabeth II. einen Monolog aus „Hamlet“ vortragen - und erntete viel Applaus, auch von der Königin. Heute ist Branagh selbst Präsident der RADA - aus der Schauspielschule gingen Größen hervor wie Gary Oldman oder Faye Dunaway und auch das kürzlich verstorbene Hollywood-Urgestein Olivia de Havilland.
Immer wieder ist Branagh auf die Theaterbühne zurückgekehrt, trug Shakespeare auch bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London im Jahr 2012 vor und wurde im gleichen Jahr von der Queen zum Ritter geschlagen.
Aber das Theater allein hätte Branagh nicht zu dem Star gemacht, der er heute ist: Das war nämlich das Kino, das ihn seit Kindheitstagen faszinierte. Und auch da dominierte Shakespeare: 1989 schaffte er mit der Verfilmung von „Henry V.“ als Regisseur und Hauptdarsteller seinen fulminanten Durchbruch auf dem internationalen Parkett. Es folgten Shakespeare-Adaptionen in den 90ern wie „Viel Lärm um nichts" (ua mit Denzel Washington und Keanu Reeves) und das Vier-Stunden-Epos „Hamlet“ mit Kate Winslet.
Nicht selten Branaghs Partnerin vor der Kamera: Emma Thompson - mit ihr war der Schauspieler auch vier Jahre verheiratet, die Ehe zerbrach allerdings, nachdem Branagh am Set zu „Mary Shelley’s Frankenstein“ (1995) eine Beziehung zu Helena Bonham Carter begann. Mit ihr war er bis 1999 verheiratet, seither gehört der Art-Direktorin Lindsay Brunnock sein Herz.
Kenneth Branagh ist aber nicht nur mit Shakespeare erfolgreich gewesen. Er inszenierte etwa den Marvel-Hit „Thor“ (2011). In der britischen TV-Serie „Kommissar Wallander“ spielte er acht Jahre die Hauptrolle. Unterhaltsam war er als Gilderoy Lockhart in „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“. In „My Week with Marilyn“ mimte er sichtlich erfreut sein Schauspieler-Vorbild Sir Laurence Olivier. Zuletzt war Branagh als Waffenhändler Sator in Christopher Nolans „Tenet“ zu sehen - und er brach damit auch das Rollenbild, das er gemeinhin als britischer Gentleman besitzt. Nur eine Rolle hat er sich bisher noch nicht zugetraut: Den „King Lear“. „Ich war schon sehr nahe dran an diesem Part“, hat Branagh kürzlich gesagt. „Aber das braucht noch Zeit, ich bin sicher, bald ist es soweit