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Mick Jagger: "Wenn ich Pause mache, würde ich einrosten"

Martin Scorseses famose Stones-Doku “Shine a Light” blickt hinter die Kulissen der Band und zeigt sie, wie sie am besten ist: Live auf der Bühne. Zu sehen ab 15. Juli auf CANAL+ und am 15. Juli um 21:30 Uhr auf CANAL+ FIRST.

Mit „Shine a Light“ verewigte Stones-Fan Martin Scorsese („Die Stones sind das obskure Objekt meiner Begierde") die Urgesteine des Rock auf Film. Zwei Stunden lang wirbelt Mick Jagger wie ein Jungspund über die Bühne, fabelhaft unterstützt von Keith Richards, Ronnie Wood und Charlie Watts. Auf der Setlist: die größten Hits und seltene sowie neuere Stücke. Matthias Greuling traf die Stones bei der Berlinale-Premiere 2008 und sprach mit ihnen über den Film – ein kurzer Auszug aus dem Gespräch zwischen Mick Jagger und Keith Richards.

© Rollingstones.com 2006
© Rollingstones.com 2006

Viele Rockstars vergleichen ein Konzert mit Sex. Und Sie?

Mick JAGGER: Es ist nicht unbedingt wie Sex. Gibt es dabei einen Orgasmus? Nicht wirklich. Es ist anders. Man muss auf der Bühne flexibel bleiben, die Show jederzeit umgestalten können. Manchmal kommt es dabei schon zu sehr emotionalen Momenten.

Keith RICHARDS: Für mich hat das schon mit Sex zu tun! Wenn ich gerade keine Frau zur Hand habe, nehme ich einfach meine Gitarre mit ins Bett.

Martin Scorsese beklagte sich, dass vor dem Konzert bei Ihnen alles sehr chaotisch ablief ...

JAGGER: Wir haben es Marty schwer gemacht, nicht unbedingt die leichtesten Nummern ausgesucht und viel improvisiert. Ich weiß vorher nicht, wo und wie ich mich auf der Bühne bewege. Das kommt mit der Musik.

RICHARDS: Ich fungiere als ­Sicherheitsnetz für Mick. Manchmal hat er den falschen Rhythmus oder singt total schrecklich, wie auf einer chinesischen Tonleiter. Da muss ich schnell eingreifen und den Beat ändern, damit keiner was merkt. Mick kann wirklich ­jeden Song total versauen (lacht). Darin liegt die Magie der Band: Nach außen sehen wir alle cool aus und das Ding hebt ab.

© Rollingstones.com 2006
© Rollingstones.com 2006

„Shine a Light" zeigt auch alte Interviews der Stones, als sie noch als subversiv und gefährlich galten. Vermissen Sie diese Zeit?

JAGGER: Die Presse zeichnete dieses Bild von uns. Irgendwann kann man nicht mehr subversiv sein, weil die Leute sich an die Idee gewöhnt haben. Bis Mitte der 70er ging das, später versuchte der Punk, den subversiven Rockmoment wiederzubeleben. Das war der letzte Funke einer fortwährenden maoistischen Revolution.

Mr. Richards, Sie haben als Schauspieler in „Fluch der Karibik" mitgewirkt. Haben Sie Schauspielerambitionen?

RICHARDS: Das kann nur jemand fragen, der meinen King Lear noch nicht gesehen hat!

Wie lange wollen Sie eigentlich noch auf der Bühne stehen?

JAGGER: Wenn ich Pause mache, würde ich einrosten.

RICHARDS: Ich werde sogar noch bei den Stones spielen, wenn ich im Rollstuhl sitze.