Romy Schneider hätte am 23. September 2023 ihren 85. Geburtstag gefeiert. Anlass, um bei HD Austria auf eine außergewöhnliche Karriere zurück zu blicken - und die größten Meisterwerke der Schneider vorzustellen.
Je länger Romy Schneider tot ist, desto mehr scheint sich die Sehnsucht nach ihr zu steigern. Da erschienen Filme, die ihren schleichenden Verfall und ihr problembelastetes Verhältnis zur deutschen Presse untersuchen ("3 Tage in Quiberon"), da werden neue Bildbände über ihr filmisches Werk aufgelegt, da finden zu ihrem bevorstehenden 85. Geburtstag am 23. September jede Menge Retrospektiven und TV-Schwerpunkte statt. Es ist ihr früher und tragischer Tod mit 43 Jahren, der Romy Schneider unsterblich gemacht hat, aus ihr eine Legende und einen Mythos schuf und ihr einzigartiges Schauspiel bis heute zum Vorbild unzähliger junger Nachahmerinnen macht.
Die Befassung mit Schneider wird auch differenzierter; war sie anfangs für Presse und Publikum die "Verräterin", die Deutschland verließ, um ihr "Sissi"-Image loszuwerden, hat man über die Jahrzehnte auch hierzulande die hochqualitativen Arbeiten der Schauspielerin zu schätzen gelernt, die sie in Frankreich drehte.
Französische Phase
Man kann ihre beinahe 60 Filme umfassende Karriere auf acht Schlüsselwerke zusammenfassen, die allesamt aus ihren französischen Jahren stammen. Die Unterhaltungsfilme der 50er Jahre, aber auch ihre zaghaften Versuche, es in den 60er Jahren international, insbesondere in Hollywood, zu schaffen, kann man vernachlässigen. Dafür sind die 8 Filme ein Abbild jener Periode, die Schneider selbst als ihre künstlerische Hochblüte bezeichnete. Dazu gehören alle fünf Arbeiten, die Schneider mit Claude Sautet realisierte; er hat sie als Regisseur für Frankreichs Kino entdeckt, sie unsterblich gemacht.
"César und Rosalie" (1972) zum Beispiel; die turbulente Dreiecksgeschichte, in der Romy Schneider zwischen Sami Frey und Yves Montand steht, gehört zu den schönsten, aber auch eher selten gezeigten Filmen Schneiders. Jacques Derays "Der Swimmingpool" (1969) knisterte vor Erotik, handelte es sich doch um den ersten gemeinsamen Film mit Romy und ihrem damaligen Ex-Liebhaber Alain Delon, der sie - Jahre nach der Trennung - zurück ins Rampenlicht holte. Am Set soll Schneiders damaliger Ehemann Harry Meyen argwöhnisch jede Kussszene zwischen dem Ex-Paar Delon-Schneider beäugt haben.
"Die Dinge des Lebens" (1970) war Schneiders erste Zusammenarbeit mit Sautet, und brachte ihr den Durchbruch in Frankreich; sie ist darin mit dem Tod ihres Geliebten (Michel Piccoli) konfrontiert, der sich kurz vor seinem tödlichen Unfall noch von ihr trennen wollte.
Gleich darauf dreht Schneider mit Sautet "Das Mädchen und der Kommissar" (1971), wieder mit Piccoli, der als Undercover-Cop eine Kleinganoven-Bande zu einem Bankraub drängen will; Dreh- und Angelpunkt ist Schneider in der Rolle einer Prostituierten.
In "Nachtblende" (1975) von Andrezej Zulawski spielt Romy Schneider eine erfolglose Schauspielerin, die sich als Softpornodarstellerin über Wasser hält. Die Verzweiflung über ihr Unvermögen zu einer normalen Karriere als Darstellerin entlockt Schneider so manch hysterisch-verzweifelte Anklage über das Schauspielen an sich, was später, insbesondere nach ihrem Tod, immer wieder gerne für ihr eigenes Berufsbild herangezogen wurde. "Nachtblende" brachte Schneider damals ihren ersten César.
In "Mado" (1976), ihrer nächsten Arbeit mit Sautet, hat Schneider nur eine kleine Rolle; doch es ist der Höhepunkt des Films, wenn sie für sieben Minuten als alkoholkranke Frau Michel Piccolis auftritt. Das konnte Schneider ganz famos: Selbst in kleinen Rollen einen ganzen Film zu dominieren und ihn unsterblich zu machen. Gelungen ist ihr das später noch einmal in "Das Verhör" (1981) von Claude Miller.
Und dann noch Schneiders letzte Zusammenarbeit mit Sautet: Für "Eine einfache Geschichte" (1978) erhielt Schneider damals ihren zweiten César. Der Film berichtet tragisch vom rasanten Wechsel in der Arbeitswelt und hat dadurch auch sozialkritische Relevanz.
Das Ende
Schließlich sei auch noch Schneiders letzter Film "Die Spaziergängerin von Sans-Souci" (1982) erwähnt, entstanden wenige Monate vor ihrem Tod; der Film ist vor allem ein für Schneider tragisches Projekt, weil ihr Sohn David darin auch ihren Filmsohn hätte spielen sollen. Doch David verunglückte kurz vor Drehbeginn beim Übersteigen eines Zaunes tödlich. Ein Unfall, der das Ende Romy Schneiders besiegelte.
Das Romy-Universum lässt sich bei HD Austria über CANAL+ nun ganz entspannt erleben: Filme wie „César und Rosalie“, „Die Dinge des Lebens“ und „Die Hölle von Henri-Georges Clouzot“ sind Teil des Angebots, sie zeigen die Vielfalt dieser unglaublichen Schauspielerin, für die es bis heute keinen Ersatz gibt.