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Europas Rundfunklandschaft ist ein bunter Fleckerlteppich. Während es in Monaco kein öffentlich-rechtliches Fernsehen gibt, baut Griechenland gerade einen neuen Staatssender auf. Wie es in Europa um den öffentlich-rechtliche Fernsehen steht, haben wir uns für Sie angesehen.
Im Gegensatz zu Privatsendern, die nach Gewinn streben, haben öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten gesetzliche Aufträge zu erfüllen – zum Beispiel ein breites Sendungs- und Themenspektrum, Bildung und Unterhaltung.
Die wichtigsten Eigenschaften des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
- unabhängig, unpolitisch und die Inhalte haben eine hohe Meinungsvielfalt
- gleicht durch den gesetzlichen Programmauftrag das aus, was private Sender nicht leisten (z. B. unrentable Spartenprogramme)
- alle Interessen der Gesellschaft sollen gedeckt sein
- stärkt den nationalen Medienmarkt
- Finanzierung durch Gebühren, Werbeeinnahmen und staatliche Subventionen
- hat durch Gebührenfinanzierung einen Wettbewerbsvorteil
- ist identitätsstiftend
In Österreich basiert der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf dem
ORF-Gesetz. Dieses beinhaltet unter anderem einen Versorgungsauftrag und einen Programmauftrag (vielfältiges Angebot, Gleichberechtigung, Kunst, Kultur).
Private und öffentlich-rechtliche Sender nebeneinander
Vor mehr als 30 Jahren gab es in Europa die ersten Versuche, privater Rundfunk zu betreiben (etwa in Frankreich und Deutschland). Daraus hat sich das heute in vielen Staaten vorherrschende duale Rundfunksystem entwickelt. Es existiert öffentlich-rechtlicher neben privatem Rundfunk. Österreich war bei der Liberalisierung sehr spät dran, erst 1997 kippte das öffentlich-rechtliche Monopol, privates Fernsehen war jedoch erst ab 2001 gesetzlich erlaubt.
In Mittel- und Osteuropa entwickelten sich nach dem Zusammenbruch des Kommunismus meist duale Rundfunksysteme. Davor waren die Sender in staatlicher Hand. Unter staatlichem Rundfunk versteht man Sender, die entweder in Staatsbesitz befinden oder unter staatlicher Kontrolle stehen. Die Objektivität und politische Unabhängigkeit ist dadurch meist nicht gewährleistet. Solche Systeme sind heute in Südamerika, Asian und Afrika üblich. Aber auch in Europa gibt es Bestrebungen in diese Richtung: Bis 2011 war die griechische Sendeanstalt ERT A.E. in staatlicher Hand, danach wurde sie in eine öffentlich-rechtliches System umgestellt, musste aber 2013 aufgrund der hohen Staatsverschuldung geschlossen werden. Seit 2014 gib es in Griechenland wieder staatlichen Rundfunk unter dem Namen NERIT.
Die Dominanz von öffentlich-rechtlichem Fernsehen ist trotz vieler Privatsender in Europa groß. So hat das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Dänemark mit 65 Prozent europaweit den größten
Marktanteil. In Österreich liegt er bei
33,9 Prozent. Im hinteren Feld liegen unter anderem die baltischen Staaten mit rund 15 Prozent. Schlusslichter sind die Türkei und die Ukraine mit fünf bzw. zwei Prozent.
Drei Länder im Fokus
- Deutschland: 1950 entstand die ARD (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland), die heute aus neun Landesrundfunkanstalten besteht (z. B. Bayerischer Rundfunk, Südwestrundfunk). 13 Jahre später kam das ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) als zweite öffentlich-rechtliche Anstalt dazu. Seit Mitte der 80er-Jahre gibt es auch privaten Rundfunk – derzeit existieren rund 400 private Fernsehsender.
- Großbritannien: Die 1922 gegründete BBC (British Broadcasting Corporation) ist eine der größten und ältesten öffentlich-rechtlichen Anstalten. Sie betreibt heute elf Fernsehsender im Inland sowie 16 für das Ausland, darunter auch einen Persischsprachigen und den Tierdokusender Animal Planet). Bis heute gilt die BBC als Vorbild in Sachen journalistischer Qualität.
- Türkei: Die öffentlich-rechtliche Anstalt TRT (Türkiye Radyo ve Televizyon Kurumu) sendet seit 1968. Mittlerweile hat sie 16 Kanäle (neben Vollprogrammen auch Kanäle für Kultur, Kinder und Minderheiten). Daneben existieren in der Türkei rund 16 landesweite Privatsender.
Ungewisse Zukunft
Globalisierung und Digitalisierung sind dafür verantwortlich, dass der Konkurrenzdruck durch private Sender auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk stark zunimmt. Außerdem werden Stimmen über marktbeherrschende Stellungen aufgrund von Gebührenfinanzierung lauter. Es bleibt daher fraglich, ob sich durch die technische Konvergenz (Verschmelzung von Geräten und Technologien, wie etwa Fernsehen und mobile Geräte) die herkömmlichen Modelle von Rundfunkunternehmen zukunftstauglich sind. Dass die Branche im Umbruch ist, zeigt sich hierzulande unter anderem am Konzept des ORF, einen neuen,
multimedialen Newsroom einzurichten.