Der „Top Gun“-Star sprach vergangenen Mai in Cannes zu uns und erklärte, wieso er bis heute jeden Stunt selbst macht.
Es war eine Masterclass der Sonderklasse: Tom Cruise nahm sich fast zwei Stunden Zeit, um vor Journalisten und Fans über seine Karriere zu sprechen. Sein neuer Film „Top Gun: Maverick“, das Sequel zu „Top Gun“ (1986), ist inzwischen der erfolgreichste Film seiner langen Karriere und somit die Krönung seines Schaffens.
Mr. Cruise, Sie sind bekannt dafür, beim Filmemachen alle Teile davon rundum verstehen zu wollen.
Ja, ich studiere ständig Film und dränge mich, neue Fähigkeiten zu erlernen und setze diese Fähigkeiten dann in Filmen ein. Ich denke ständig an Geschichten und Charaktere, in die ich diese Fähigkeiten einarbeiten kann. Deshalb will ich auch alle Stunts selbst machen. Es geht nicht nur darum, es zu tun, sondern wie ist es Teil der Geschichte, wie bauen wir es auf, um ein Publikum zu begeistern? Ich mache Filme für das Publikum. Ich will ein Gefühl von Abenteuer, ich interessiere mich für Menschen und Kulturen und Abenteuer, und das hat mir geholfen zu träumen. Ich dachte, es ist möglich, ich dachte, selbst wenn andere denken, einen Film wie ‚Mission Impossible‘ zu machen sei unmöglich, dachte ich, nein, es ist möglich. Und wenn man scheitert, versuche ich immer, daraus zu lernen - und mache weiter. Es ist immer besser, keine Angst zu haben. Es ist immer besser, vorwärts zu gehen. Ich fühle mich sehr privilegiert, das zu tun, was ich tue, und ich liebe es.
Seit wann war Ihnen klar, dass Sie Filmschauspieler werden wollten?
Schon als Kind, etwa im Alter von vier Jahren, wusste ich, dass ich das will. Ich wollte damals auch Flugzeuge fliegen und wilde Abenteuer erleben. Ich war immer ein Träumer, kletterte auf die höchsten Bäume, schrieb Geschichten, schrieb Charaktere, und ich machte immer Jobs, als ich aufwuchs – ich musste zum Familieneinkommen beitragen – ich schnitt Gras, schaufelte Schnee, ich verkaufte Karten von Tür zu Tür, saisonale Karten wie zu Weihnachten. Und ich gab das ganze Geld meiner Familie und war jede freie Minute im Kino. Plötzlich bin ich 18 Jahre alt und drehte „TAPS“ (1981), es ist erst mein zweites Filmvorsprechen – und ich habe die Rolle bekommen, eine sehr kleine... Ich bin nie auf die Filmschule gegangen, aber ich kannte Filme.
Und Sie haben sich selbst viel beigebracht.
Von dem Moment an, als ich anfing, in der Filmindustrie zu arbeiten, wollte ich alles wissen. Ich ging in jede Abteilung und studierte sie. Ich dachte, wenn ich nie wieder einen Film machen kann, möchte ich alles wissen - Kameratechnik, jeden Aspekt - und das war meine Ausbildung während der gesamten Zeit. Ich schrieb die Ziele, die ich erreichen wollte, an die Wand und arbeitete dann zielstrebig darauf hin. Ich hatte das Glück, mit sehr großzügigen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten zusammenzuarbeiten, die ihr Handwerk mit mir teilten... Wenn ich es nicht verstehe, habe ich keine Angst zu sagen, dass ich etwas nicht weiß. Ich habe nie Angst, es nicht zu wissen – aber dann arbeite ich hart daran, zu lernen.
Wovon haben Sie damals in Ihren Anfangstagen geträumt?
Ich wollte ein Leben, das es mir erlaubt, die Welt zu bereisen - nicht nur als Tourist, ich wollte in verschiedenen Ländern arbeiten, Teil ihrer Kultur sein. Ich versuche immer, an verschiedenen Orten zu drehen und zu filmen. ‚Mission Impossible‘ basiert darauf, die Kulturen und Landschaften verschiedener Länder zu ehren und dies mit der Welt zu teilen.
Warum machen Sie Ihre Stunts immer noch selbst?
Dazu kann ich nur sagen: Gene Kelly hat auch niemand gefragt, warum er immer selbst tanzte in seinen Filmen.