Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wie sich TV-Sender eigentlich finanzieren? Oder weshalb die GIS-Gebühren schon wieder gestiegen sind? Genau diese Fragen beantworten wir Ihnen in diesem Beitrag - Sie erfahren das Wichtigste zum Thema TV - Finanzierung und wie der Wegfall des ORF-Monopols im Jahre 1997 die Senderlandschaft in Österreich verändert hat.
Im Gegensatz zu öffentlich-rechtlichen Sendern profitieren private Sender nicht von GIS-Einnahmen, die TV-Finanzierung erfolgt daher in erster Linie über Werbeeinnahmen, kostenpflichtiges Televoting, Call-in-Gewinnspiele oder den Verkauf von Abonnements (Pay-TV). Damit ist natürlich auch der Werbeanteil der Privatsender wesentlich höher als der des ORF. Da Werbeeinnahmen aufgrund gesetzlicher Werbebeschränkungen nicht beliebig steigerbar sind, müssen private Sender über eine Erhöhung der Einschaltquoten ihre Einnahmen pro Werbeminute eines Werbespots steigern. Denn derselbe Werbespot erzielt bei einem Sender mit hoher Einschaltquote höhere Einnahmen als bei einem Sender mit geringerer Quote. In weiterer Folge hat das zu einer Fokussierung auf die Einschaltquoten und die Einführung neuer quotenstarker Programmformate (Reality-TV, Soap Operas, Infotainment, Frühstücksfernsehen) geführt. Die lukrierten Werbeeinnahmen reichen jedoch nicht aus, um die Zusatzkosten für hochauflösende Programme in High Definition (HD)-Qualität abzudecken. Die Produktion von HD-Programmen, die neue HD-fähige Fernseher benötigen, ist mit einem enorm großen technischen und finanziellen Aufwand für die Film- und Serien-Produzenten verbunden. Auch müssen die Sender aufgrund der riesigen HD-Datenmengen jährlich Millionen in zusätzliche Übertragungskapazitäten investieren, die über die Einhebung einer technischen Servicepauschale finanziert werden.
Der ORF als öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt finanziert sich mit 64 Prozent des Gesamtumsatzes überwiegend aus den Einnahmen der Programmentgelte (GIS-Gebühren). Die Werbeeinnahmen tragen in dreistelliger Millionenhöhe mit 21,7 Prozent zum Gesamtumsatz des ORF-Konzerns bei. Mit dieser Einnahmenpolitik steht der ORF allerdings permanent im Kreuzfeuer der Kritik seitens der Privatsender, die ihrerseits keinerlei Gebühren einheben dürfen und darin einen eklatanten Wettbewerbsnachteil gegenüber dem ORF sehen. "Der ORF hat so gut wie alle kommerziellen Rechte, weil er es sich leisten kann“, so Klaus Schweighofer, Vorsitzender des Verbandes Österreichischer Privatsender (VÖP). „Das ist auch der Grund, weshalb es dem ORF möglich ist, alle Rechte aufzukaufen, die Reichweite bringen und teuer sind. Mittelfristig geht es um faire Bedingungen im Markt und das bedeutet, den ORF werbefrei zu machen.“ Konkret lagen die Umsatzerlöse des ORF-Konzerns im Jahre 2013 bei 959,26 Mio. €. Davon entfallen 615,08 Mio. € auf Programmentgelte und 208,2 Mio. € auf Werbeeinnahmen. Dazu kommen in Höhe von 30,5 Mio. € Lizenzerträge sowie insgesamt 105,5 Mio.€ Erträge aus Sonderwerbeformen und Onlinewerbung, Erlöse aus Programmverwertungen und Koproduktionen, Einnahmen des ORF-Shops, Beteiligungs- und Zinserträge sowie Erträge aus sonstigen kommerziellen Tätigkeiten. Die Werbeeinnahmen des ORF in der Höhe von über 300 Mio. € entsprechen somit den Werbeeinnahmen aller Privatsender zusammengenommen.
Vor etwa zehn Jahren sah die Verteilung der Gebühren und Werbeeinnahmen beim ORF ganz anders aus: Im Jahr 2004 beliefen sich die Werbeeinnahmen auf knapp 36 Prozent (2013: 22 Prozent), der Gebührenanteil am Gesamtumsatz betrug 50,7 Prozent (2013: 64 Prozent). Dass die Werbeeinnahmen nicht mehr das Niveau von früher erreichen, geht in erster Linie auf das Konto der wachsenden Privatsender-Konkurrenz, die vor allem dank der Digitalisierung deutlich an Reichweite und parallel dazu auch an Werbeeinnahmen zulegen konnte.
Die steigende Konkurrenz der Privatsender spiegelt sich auch in der drastischen Verschiebung der Marktanteile vom staatlichen Rundfunk zum Privatfernsehen wider. In Österreich wird das Privatfernsehen überwiegend durch die Unternehmen ProSiebenSat.1 Media und RTL Group bestimmt. Die wichtigsten Sender der ProSiebenSat.1 Media, also Sat.1 Österreich, ProSieben Austria, kabel eins austria und Puls 4 hatten 2013 bereits einen Gesamtmarktanteil von etwa 18 Prozent.
Die Verschiebung von Werbeeinnahmen und Marktanteilen zu Privatsendern macht die Erhöhung von GIS-Gebühren zwar nachvollziehbar, wie die Gelder jedoch verwendet werden, ist immer wieder Gegenstand öffentlicher Kritik. So wird dem ORF vorgeworfen, Millionen für Eigenwerbung, Smartphone-Apps, den Launch des neuen Pay-TV-Angebotes SimpliTV, Rechte für Sportübertragungen oder den Umbau des ORF Zentrums zu verschleudern. Bei der Förderung der österreichischen Filmindustrie und beim Personal wird hingegen massiv eingespart. Ebenfalls gespart wird in der Höhe von 34 Mio. beim Unterhaltungs- und Kinderprogramm. Konkret beziffern sich beispielsweise die Ausgaben für teure Sportevents mit etwa 20 Mio €, die Außenseiter-Sender ORF III und ORF Sport+ schlagen mit rund 18 Mio. € zu Buche. Die Ausgaben in Sachen Eigenwerbung des ORF und seines Tochterunternehmens ORS comm GmbH. belaufen sich ebenfalls auf rund 20 Mio. €. Wer ganz genau wissen möchte, wieviel und wofür der ORF für Werbung ausgibt, findet detaillierte Angaben bei der Rundfunk- und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR). An dieser Stelle könnte man natürlich die Frage aufwerfen, ob diese Ausgaben tatsächlich im Sinne des zahlenden Konsumenten sind und eine Erhöhung der GIS-Gebühren rechtfertigen. TV-Angebote wie ORF III und Sport+ sind billig produziert und haben ein äußerst überschaubares Publikum. Nun, vielleicht geht es hier ja gar nicht um das Publikum – neue Kanäle, auch wenn sie kaum Zuseher haben, eignen sich hervorragend als Argumentationsgrundlage und Rechtfertigung für Gebührenerhöhungen. Diese Strategie scheint aufzugehen, der ORF erhält immer wieder Subventionen und zusätzliche GIS-Gelder ohne verpflichtende Sparauflagen seitens der Politik. Es wird sich daher wohl auch in absehbarer Zukunft nicht viel an der Ausgabenpolitik des ORF ändern, was auch in Zukunft GIS-Erhöhungen sehr wahrscheinlich macht. Für Konsumenten ärgerlich, für Privatsender jedoch mitunter existenzgefährdend. Denn jede Gebührenerhöhung bedeutet eine weitere Privilegierung des ORF und damit Schädigung des Wettbewerbs.
TV-Sender finanzieren sich zu einem erheblichen Anteil über Werbung, wobei der ORF gegenüber Privatsendern aufgrund der zusätzlichen Einnahmequelle über GIS-Gebühren einen erheblichen Wettbewerbsvorteil genießt. Als Fernsehkonsument darf man sich beim ORF in Zukunft zwar auf kürzere Werbezeiten im Vergleich zu Privatsendern freuen, wird dafür aber aufgrund der Verschiebung der Marktanteile vermutlich auch in Zukunft mangels verpflichtender Sparauflagen von politischer Seite steigende GIS-Gebühren in Kauf nehmen müssen.