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Das Porträt eines Abstiegs: „Vernon Subutex“

Exklusiv bei HD Austria: „Vernon Subutex“, die Hitserie aus Frankreich gibt es jetzt auch in Österreich zu sehen.

Von Matthias Greuling

Was nun bei HD Austria über die Bildschirme flimmert, kann sich wahrlich sehen lassen: Ab 15. November kommt die gehypte und absolut abgefahrene französische Serie „Vernon Subutex“ exklusiv in Österreich über HD Austria in die Wohnzimmer. Der Publikumshit aus Frankreich wurde extra dafür auf Deutsch synchronisiert, sodass alle in den Genuss der Serie kommen können.

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Die Serie dreht sich um den couchsurfenden, einstigen Plattenladen-Inhaber Vernon Subutex (gespielt von Superstar Romain Duris), der mit der digitalen Welt nichts mehr am Hut hat und so wirkt, als wäre er regelrecht ausrangiert worden. Canal+ hat sich für die Verfilmung die Rechte an der Bestseller-Romantrilogie von Virginie Despentes gesichert und eine geniale Dramaserie geschaffen. Vernon, einst Frauenschwarm und Partytiger, will nicht mehr so recht in die heutige Zeit passen – der frühere Sunnyboy hat nämlich vergessen, mit der Zeit zu gehen. Denn für Schallplatten aus Vinyl hat er immer gebrannt, ihnen gehörte seine ganze Leidenschaft. Die hatte er im eigenen Laden ausleben können, und die Leidenschaft passte auch ganz gut zu seinem Faible für Punk-Musik. Die Geschäfte liefen einst prächtig, denn sein Plattengeschäft in Paris war eines der angesagtesten seiner Zeit. Doch die Ankunft des Internets und das Aufkommen der Downloads machen seinem Geschäftsmodell schwer zu schaffen – auf CDs umzusteigen, das käme für Vernon niemals in Frage, und bald schon muss er den Laden schließen. Die Restbestände verkauft er auf Ebay, und der Gang zum Arbeitsamt fällt schwer. Noch schwerer wird die Lage, als das Amt eines Tages erklärt, ihm die Unterstützung zu streichen.

Aber Vernon ist niemand, der sich seine Lage anmerken lässt, und so gelingt es ihm eine ganze Weile, seine Lässigkeit von früher beizubehalten. Dass er inzwischen obdachlos ist, kaschiert er gut, weil er viele Bekannte hat, bei denen er einmal in der Zeit übernachten kann. Doch das Leben kann so nicht weitergehen: Vernon muss seinen Lebensstil und seine Einstellung verändern, wenn er nicht endgültig auf der Straße landen will.

Das soziale Downgrade, das Vernon durchmacht, ist aber noch nicht alles, in dieser abgefahrenen Serie: Inmitten seiner Tristesse stirbt sein Freund Alex Bleach, und niemand weiß so genau: War dieser Tod ein Unfall, oder wurde nachgeholfen? Steckt etwa ein Mord dahinter? Vernon und seine Freunde starten in eine spannende Detektivgeschichte.

Ganz nebenbei hat „Vernon Subutex“ natürlich auch eine Message: Das hat Autorin Virginie Despentes bereits in etlichen Interviews formuliert: „Die Trilogie zeichnet den schleichenden Vormarsch rechtsextremer Ideen durch die französische Gesellschaft auf: Überall regieren beiläufiger Rassismus und Verachtung für die Armen“. Im Zentrum stünden soziale Armut, Ängste, Paranoia. „Es geht um den Übergang vom 20. ins 21. Jahrhundert und um das Gefühl, in Frankreich die Vormachtstellung zu verlieren“, so Despentes. „Westeuropäer wurden von Geburt an privilegiert und fühlten sich wie die dominierende Macht. Es geht auch um einen gewissen Verlust der Männlichkeit und wie man sich darauf einstellt, als Mann oder Frau“.

Dass die Hauptfigur in „Vernon Subutex“ ein Mann ist, hat einen guten Grund – schließlich wollte Despentes eine universelle Geschichte erzählen, und die funktionieren leider immer noch hauptsächlich in männerdominierten Gesellschaften. „Ich denke, wenn es eine weibliche Hauptfigur gegeben hätte, wäre die Arbeit viel weniger als Porträt ihrer Generation, sondern mehr als die Geschichte einer Frau, die es vermasselt, gesehen worden.“ Und das wollte die Autorin verhindern.